Huhu in die Runde,

Ich bin paradise und war im anderen Naschkatzen Forum vor über 10 Jahren phasenweise mehr oder weniger aktiv, habe allerdings bis etwa 2017 sehr fleißig mitgelesen. Danach hat sich Einiges in meinen Lebensumständen recht radikal geändert und ich habe mich immer seltener blicken lassen, wobei ich auch das Miteinander im Forum als zunehmend „eingeschlafen“ erlebt habe. Nun habe ich dieses Forum ganz zufällig entdeckt und habe mich an die Unterstützung und das empathische und verständnisvolle Miteinander von damals erinnert und hatte Lust, mich mal wieder aktiver hier einzumischen.

Ich bin derzeit 30 Jahre alt und würde behaupten, noch immer auf der Suche nach meinem Umgang mit Thema Essen, aber auch mit Selbstliebe und Mitgefühl mir selbst gegenüber, zu sein. Über viele Jahre steckte ich zum Teil geheim, zum Teil irgendwann mit Kenntnis meines Umfeldes in verschiedenen Ausprägungen einer Essstörung. Natürlich ist es mittlerweile nicht mehr die gleiche Qualität wie früher, ich habe vieles verstanden und reflektiert, ganz giftige Verhaltensweisen abgelegt und immer mehr Freude an einer lockeren, bedürfnisorientierten Ernährungsweise gefunden. Meine Baustellen sind ganz klar die Akzeptanz der körperlichen Veränderungen, emotionales Essen und Umgang mit einem Gefühl des Kontrollverlustes.

Im Einzelnen bedeutet das:
- wenn ich eine Zunahme verzeichne oder mein Körper weniger straff ist, geht es mir sehr schlecht und die Gedanken drehen sich um das Runterhungern von früher
- wenn ich mich einsam, unzufrieden oder auch einfach körperlich nicht gut fühle stopfe ich die Löcher mit Essen (wobei es keine Qualität von einem Essanfall hat, es ist einfach etwas zu viel, ohne wirklichen Hunger oder Appetit, aber auch ohne Genuss.. finde das sehr traurig und es macht alles eher schlimmer)
- damit einher geht der Umgang mit Kontrollverlust - sei es beim Essen oder wenn ich das Gefühl habe mein Leben ist turbulent oder der Weg ist nicht ganz klar. Ähnliche Probleme gibt es, wenn ich noch eine Weile etwas durchhalten „muss“, ehe etwas Neues beginnt - diese Zeit überbrücke ich automatisch mit irgendwelchen rigiden Essensplänen mit dem Ziel des Gewichtsverlustes
- zudem habe ich mir durch das hungern, zu viel essen, wieder hungern usw. ganz gut mein Hunger- und Sättigungsgefühl durcheinandergebracht - ich weiß oft nicht ob ich Hunger habe, weiß nicht Portionsgrößen einzuschätzen und satt sein ist bei mir eher ein übervoll sein vor allem kurz vorm zu Bett gehen.

Ja, ich würde sagen das sind so im Großen und Ganzen die Überbleibsel meiner Essstörungen.

Ganz aktuell erlebte ich vor Kurzem all das - viele Stressoren (auch positive!), viel um die Ohren, viele Veränderungen aber auch Wartezeiten, bis es richtig losgeht, kaum Zeit für mich nehmen und verlernen was mir eigentlich Spaß und Freude bringt, Zunahme von schätzungsweise 4 Kilo auch durch unkontrolliertes aber auch nicht gelöstes/ entspanntes sondern eher emotional stopfendes Essen und vieles mehr. Mein Körper hat mich nun durch eindeutige Symptome (die ich länger ignoriert habe) aus dem Verkehr gezogen und ich möchte dieses deutliche Signal meines Körpers und das gezwungene „Füße still halten“ dazu nutzen, mir neben der körperlichen Ruhe und wohltuenden Bewegung, auch eine psychische Aufräumaktion zu gönnen.
Ich bin derzeit im Krankenhaus und muss zugeben, dass mir dieses Portionen vorgesetzt bekommen gemischt mit Ruhe, aber auch Bewegungsfreiheit (bin zum Glück mobil), niemand erwartet hier groß etwas von einem und ich habe Zeit, auch Zeit um wieder zu erlernen was ich mag, was mir wichtig ist und auch Dankbarkeit für das zu üben, was ich in letzter Zeit für selbstverständlich genommen habe, all das tut mir wirklich sehr gut. Langfristig weiß ich, dass ich daran arbeiten sollte, mehr Entspannungszeiten einzubauen, und zwar ganz bewusste, nicht solche in denen der Kopf fröhlich weiterrattert. Ich möchte auch wieder mehr Freizeitaktivitäten einbauen, was sich derzeit etwas schwieriger gestalten lässt, das würde aber hier jetzt ausufern. Ich praktiziere normalerweise auch Achtsamkeit, was zuletzt deutlich an Qualität und Bewusstheit verloren hat. Für meine Gesundheit würde ich gerne etwas abnehmen, gerne die 4 Kilo die ich zuletzt zugenommen habe. Da ich aber auch so Normalgewicht habe, wäre es vermutlich zu priorisieren, an meiner Beziehung zum Essen und zu mir selbst zu arbeiten. Wo wir ja wieder bei meinem Einstiegsthema wären. Ich möchte mich einfach wieder fröhlicher, ausgeglichener und stabiler erleben, häufig fügt sich dann der Rest fast wie von selbst mit ein.

Ich möchte mich nicht unter Druck setzen, sondern offen sein für das was kommt, offen sein, mich neu kennenlernen zu dürfen und auch offen dafür sein, herauszufinden, dass mir etwas nicht (mehr) gut tut. Und ich kann mich nur wiederholen, ich glaube diese unfreiwillige Schonfrist hier im KH kommt genau richtig für mich.

So viel zu mir und meinem aktuellen Stand. Ich freue mich aktuell einfach hier ein wenig mitzulesen und zu stöbern, ab und an mal meinen Senf dazuzugeben und vielleicht auch hier ein wenig Zuversicht und neue Sicht auf mich und meine Themen zu bekommen.

Ich grüße alle ganz lieb, die sich das Ganze hier durchgelesen haben und natürlich auch alle anderen, die sich hier im Forum rumtreiben,
paradise

Herzlich Willkommen

Herzlich willkommen

Ganz lieben Dank für‘s Willkommen-heißen an alle, da fühle ich mich gleich noch ein Stückchen wohler


Liebe @Sporty
Danke auch dir für deine Bestärkung. Irgendwann habe ich erkannt, dass mich eine kleinere Zahl auf der Waage nicht automatisch glücklich machen wird oder sich meine Probleme in Luft auflösen werden. Es ist nur eben dieser gelernte und für mich einfachere Bewältigungsweg - vereinfach gesagt: Probleme? Erstmal Abnehmen!

Genau Yoga ist klasse! Das meinte ich auch mit meiner Neigung zur Achtsamkeit, die ich zuletzt gar nicht unbedingt hab schleifen lassen, aber die Qualität und das Erleben, diese Losgelöstheit von den Gedankenspiralen sind mir abhanden gekommen. Da möchte ich ganz unbedingt wieder hin. Auch wenn ich derzeit keine großartigen Bewegungen machen darf (und auch nur sehr eingeschränkt kann), hab ich jetzt hier im KH wieder mit achtsamen Spaziergängen angefangen. Ganz ohne Druck oder Zwang so und so viel zu schaffen, sondern wirklich eher um wieder mehr im Moment präsent zu sein und alle Sinne einzuschalten. Das ist so wohltuend.. und ich hoffe, dass ich dann alsbald wieder mit meiner Yogapraxis loslegen kann.

Aber das mit der PMR ist ein tolle Idee, danke für den Gedankenanstoss. Auch Meditation sollte ich wieder gut schaffen. Das probiere ich heute direkt mal wieder aus

Der Spruch trifft den Nagel auf dem Kopf!