Kann man sich den Stoffwechsel kaputt machen? Diese Frage beschäftigte mich in den letzten Tagen sehr und ich kann diese Frage für mich klar mit "ja" beantworten, was ich auch an einem Beispiel begründen möchte: Vor etwa 20 Jahren habe ich einen Monat lang gefastet, dh. nur Brühe, Tee und Wasser getrunken. Dabei habe ich 7,xx Kilo verloren. Dann stieg ich um auf Fastenbrechen und begann langsam wieder damit, mir Nahrung zuzuführen. Dabei aß ich weder viel noch wenig, also ganz normal und ausgewogen. Nach ca. 3 Monaten hatte ich 10,xx Kilo zugenommen, dh. die 7,xx + 3 Kilo mehr waren wieder drauf. Ich möchte dabei nochmal betonen, daß ich nach dem Fasten keine Fressanfälle, Schummeltage oder sonstwas hatte, sondern ich aß ganz normal.
Im Grunde hatte ich einen klassischen Jojo, nur dadurch ausgelöst, daß ich wieder normal gegessen hatte.
Ist das nicht doch ein Zeichen dafür, daß einzig und allein der Stoffi im Keller war?
Ich muss sagen, dass ich es schwierig finde, das an Beispielen wie deinem festzulegen. "Normal" essen ist für mich nichts definiertes, nichts aussagekräftiges. Es gibt viele die sagen, sie essen normal, essen aber viel zu wenig oder viel zu viel. Es bräuchte da eine exakt getrackte Menge an Kalorien um das beurteilen zu können. Klar, bei so einer rasanten Zunahme wie bei dir, hast du sicher nicht die 70.000 Kalorien über deinem Bedarf gegessen, aber vor allem nach derartigen Fastenkuren sind solche Zunahmen nicht ungewöhnlich, da du sehr viel Wasser verlierst. Du isst keine KH und danach speichert der Körper wieder mehr Wasser. Du wirst tendentiell auch mehr Muskulatur abgebaut haben in der Zeit, als dir lieb ist. Das heißt, dass dein Verbrauch auch gesunken ist. Einerseits durch die Kilos, die einfach runter sind, vor allem aber durch die verlorene Muskulatur, wird dein Leistungsumsatz durch die Diät/das Fasten gesunken sein. Isst du also allein die gleiche Menge an Kalorien nach der Diät wie vor der Diät, würdest du zunehmen, obwohl du ja nichts an der Ernährung geändert hast. Auch verändert sich dein Hormonhaushalt, was dazu führen kann, dass du müder wirst, inaktiver etc. Auch ohne das großartig zu bemerken. Das sind einfach klassische Folgen/Anpassungen des Körpers, ohne dass der Stoffwechsel "kaputt" ist.
Zitat von KleinerKeks25 im Beitrag #4Liegt das Problem nicht darin, das wir mit Diäten und/oder Hungerkuren unseren Grundbedarf an Kalorien senken?
Durch die Reduktion an Gewicht, sinkt auch der Grund- und Leistungsumsatz. Denn die Energiezufuhr ist eng an das Gewicht gekoppelt.
Wenn im Anschluss an eine Diät dann wieder so gegessen wird, wie zuvor, wird die kcal-Menge im Regelfall etwas zu hoch sein. Das fällt erst mal nicht auf. Damit nimmt man nicht gleich Unmengen zu, aber auf lange Sicht schon. Es sei denn man kompensiert den geringeren Verbrauch, der sich durch das geringere Gewicht ergibt, z.B. über Bewegung.
Ein Beispiel macht das vielleicht deutlicher:
Wiegt jemand vor der Ernährungsumstellung 85 kg, dann liegt der tägliche Gesamtumsatz bei ca. 1990 kcal
Nach der Diät / Ernährungsumstellung wiegt diejenige dann noch 70 kg, dann liegt der tägliche Gesamtumsatz bei ca. 1800 kcal.
Das sind täglich 190 kcal, die weniger zur Verfügung stehen. Das scheint erst mal nicht viel, aber hochgerechnet auf ein Jahr sind das 68 400 kcal.
1 kg Fett entsprechen 7000 kcal.
Daraus folgt, wenn man seinen kcal-Bedarf nach einer Abnahme nicht anpasst, knapp 10 kg Zunahme in einem Jahr ...
Heute Abend nur noch kurz, aber ich kann gern noch ausführlicher drauf eingehen:
Zitat von Sally im Beitrag #2Klar, bei so einer rasanten Zunahme wie bei dir, hast du sicher nicht die 70.000 Kalorien über deinem Bedarf gegessen, aber vor allem nach derartigen Fastenkuren sind solche Zunahmen nicht ungewöhnlich, da du sehr viel Wasser verlierst. Du isst keine KH und danach speichert der Körper wieder mehr Wasser.
Bis hier stimme ich zu.
Zitat von Sally im Beitrag #2Du wirst tendentiell auch mehr Muskulatur abgebaut haben in der Zeit, als dir lieb ist. Das heißt, dass dein Verbrauch auch gesunken ist. Einerseits durch die Kilos, die einfach runter sind, vor allem aber durch die verlorene Muskulatur, wird dein Leistungsumsatz durch die Diät/das Fasten gesunken sein.
Dass durch Fasten zwangsläufig Muskulatur verloren geht, ist inzwischen widerlegt (eine sehr seriöse Quelle ist z.B. diese). Da gibt es aber noch viele weitere Quellen, die das widerlegen.
Muskulaturabbau durch Fasten erfolgt z.B. dann, wenn jemand fastet und sich gleichzeitig nicht bewegt / bewegen kann. Buchinger beschreibt das z.B. in seinem Fastenbuch von einem Patienten, der zweimal gefastet hat. Einmal hat der Mann seinen Alltag beibehalten und weiter trainiert und kam nach der Fastenzeit fitter raus, als er ursprünglich begann. Das zweite Mal fastete er, als er sich kurz davor einen Bänderriss oder Bruch zuzog und dann fastete. Danach war er körperlich erheblich schlechter drauf.
Das erklärt sich auch recht leicht: Wenn keinen Nahrungszufuhr erfolgt, stellt der Körper vom Glucose-/Glykogenverbrauch auf den Fettstoffwechsel um. Wenn der mal am Laufen ist, dann bekommt der Körper ausreichend Energie für alle Aktivitäten, solange noch genug Fettreserven vorhanden sind. Einzig kurzfristige Höchstleistungen sind nicht so gut machbar, denn Glucose (Zucker) ist sofort verfügbar, die Leistung schnellt innerhalb kürzester Zeit hoch, sackt aber auch zügig ab. Die Energiezufuhr aus dem Fettstoffwechsel ist konstant. Ausdauerleistungen sind damit super umsetzbar.
Als der Patient die Verletzung hatte, konnte er seinen Tagesablauf nicht beibehalten, der Muskulaturabbau wurde dadurch ausgelöst, nicht durch das Fasten.
Zitat von Sally im Beitrag #2Isst du also allein die gleiche Menge an Kalorien nach der Diät wie vor der Diät, würdest du zunehmen, obwohl du ja nichts an der Ernährung geändert hast.
Da sind wir einer Meinung, s. meine Antwort vor dieser.
Zitat von Sally im Beitrag #2Auch verändert sich dein Hormonhaushalt, was dazu führen kann, dass du müder wirst, inaktiver etc. Auch ohne das großartig zu bemerken. Das sind einfach klassische Folgen/Anpassungen des Körpers, ohne dass der Stoffwechsel "kaputt" ist.
Auch das ist inzwischen widerlegt. Durch Fasten muss niemand inaktiv werden, da gibt es auch keine klassischen Folgen - einzig die Folgen bezüglich Leptin und Ghrelin werden noch etwas kontrovers diskutiert. Kurzfristige Höchstleistungen sind nicht so einfach möglich, wie mit Ernährungszufuhr, aber dauerhaft gute Leistung ist gut machbar.
Meine längste Zeit, die ich gefastet habe, waren 21 Tage, jetzt im Januar waren es "nur" 10. Ich fastete während meines ganz normalen Alltags, das funktionierte auch problemlos. Am zweiten und dritten Tag war ich etwas schlapper als sonst, was durch die Umstellungsphase im Stoffwechse bedingt war, aber danach lief alles normal weiter.
Hier im Forum gibt es übrigens einen thread zum Thema Fasten, wenn sich jemand gern genauer informieren möchte.
Ich konstatiere: Der Stoffwechsel fährt während einer niedrigkalorischen Diät seinen Energiebedarf runter, doch mit entsprechender Mehrbewegung kann man den Jojo nach Diät-Ende verhindern.
Zitat von Uhla im Beitrag #7Ich konstatiere: Der Stoffwechsel fährt während einer niedrigkalorischen Diät seinen Energiebedarf runter, doch mit entsprechender Mehrbewegung kann man den Jojo nach Diät-Ende verhindern.
Nein, nicht der Stoffwechssel fährt runter, sondern der Energiebedarf des Körpers wird durch das abgenommene Gewicht geringer.
Entweder führt man dann dem entsprechend angepasst täglich weniger kcal zu oder man bewegt sich entsprechend mehr, wenn man so wie vor der Abnahme weiter essen möchte ohne wieder an Gewicht zuzunehmen.
Damit der Stoffwechsel durch Fasten wirklich maßgeblich reduziert wird, sind Extremsituationen über einen längerfristigen Zeitraum notwendig, wenn keine Fettreserven mehr vorhanden sind, wie es z.B. bei Hungersnot oder auch im Krieg vorkommt. Damit ist das Fasten, das wir hier in einem geregelten Alltag durchführen nicht vergleichbar.
Kann denn der Stoffwechsel überhaupt runterfahren?
Das wurde ja jahrelang immer behauptet und der Mythos steckt noch immer in vielen Köpfen. Tatsache ist doch, dass ein Körper seine Aufgaben erledigt, sowohl die "inneren" als auch die äußeren, wie Bewegung zum Beispiel. Je nach Anforderung reagiert der Körper ja, also kann der doch auch nicht runterfahren. Also wenn man z.B. Treppen steigt, muss der Körper X-Einheiten an Energie liefern, die er aus dem Stoffwechsel heraus zur Verfügung stellt.
Würde der Stoffwechsel runterfahren, müssten wir ja mitten auf der Treppe aufgeben oder später, da keine Energie mehr da ist - das aber passiert ja nicht. Also ist der Ausdruck "Stoffwechsel fährt runter" schlicht falsch? Sehe das dann eher so, wie Sugar es mit dem verändertem Energiebedarf erklärt hat!
Also: Nach einer Gewichtsveränderung benötigt der Körper weniger Energie und darf dann eben nicht mehr so viele Kalos aufnehmen. Klar, die "Massen", die früher bewegt werden mussten, müssen nicht mehr gestemmt werden.
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Kann man sich den Stoffwechsel kaputt machen?
13.05.2019 22:56 (zuletzt bearbeitet: 14.05.2019 11:25)
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