Seid den Feiertagen und der Vorweihnachtszeit hab ich wieder mal zu viel genascht,und es fällt mir soooo schwer wieder rein zu kommen ins abnehmen bzw das naschen sein zu lassen. Wenn ich eine weile ganz verzichte hab ich nur anfangs ein Problem damit und dann nicht mehr. Aber der Anfang ist immer schwer. Ist denn vieles tatsächlich nur gewohnheit? Oder wirklich sucht? Ich hab mal ein video auf youtube gesehen, dort wurde erklärt wie das gehirn bei manchen menschen auf "drogen Nahrung" reagiert, also vor allem auf hochkalorisches essen. Das gehirn reagierte gleich wie bei einem Alkoholiker.... Wie seht ihr das? Ich hab mal von einer Frau gelesen die hat zb täglich 5 Tafeln Rittersportschokolade gegessen, sie konnte nicht mehr aufhören wenn sie ein Stück gegessen hat. Sie hat dann eine bestimmte Zeit darauf verzichtet, und das Verlangen ließ nach. Das klingt doch schon nach einer Sucht?
Ich sehe als schlechte Gewohnheit. Bei Stress, Frust etc. greife ich zu Süßigkeiten, automatisch, ohne groß nachzudenken. Im Urlaub z.B. habe ich das Problem gar nicht. Für mich ist das einfach mangelnde Impulskontrolle.
Als Sucht sehe ich es nicht. Denn wenn z.B. einfach nichts da ist, aus welchen Gründen auch immer, dann ist das halt so. Ich drehe dann nicht durch oder brülle jemanden an oder breche zusammen oder so was. Kann sein, ich esse dann was Ähnliches (Marmeladenbrot, Müsli etc.). Oder eben auch nicht.
Natürlich ist eine gewisse Zucker"sucht" dabei. Wenn ich länger keine Süßigkeiten gegessen habe, lässt das Verlangen nach. Und wenn ich dann wieder etwas esse, bin ich quasi unverzüglich "wieder drauf".
Trotzdem sehe ich es bei mir als schlechte Angewohnheit, da ich selbständig die Wahl habe. Bei einer Sucht würde ich mich mehr ausgeliefert sehen, weniger als selbst agierend.
Eine eindeutige Antwort darauf ist schwierig zu geben, denn typische Suchtmittel wie Alkohol, Zigaretten, Heroin, Crack etc. benötigt man nicht zum Überleben. Bei einem Entzug kann es zu körperlichen Entzugsreaktionen wie Zittern, Kopfweh, Schweißausbrüche kommen, wenn man nicht nur psychisch sondern auch körperlich davon abhängig ist
Körperliche Abhängigkeit im Zusammenhang mit Zucker / Nahrung gibt es nicht, da man Nahrung zum Überleben benötigt und mir sind auch keine körperlichen Reaktionen bekannt, die auftreten, wenn man von einem Tag auf den anderen keinen Zucker mehr isst. Denn der Körper kann Zucker auch aus Eiweiß oder Fett synthetisieren. Unser Gehirn z.B. benötigt für die Denkarbeit den Einfachzucker Glucose, Glucose kann durch nichts ersetzt werden.
Ob es psychische Abhängigkeit gibt? Wo man da die Grenze zwischen Sucht oder Gewohnheit** zieht, weiß ich nicht wirklich. Die Frage für mich wär allerdings, ob es so wirklich wichtig ist, da einen Unterschied zu machen, wenn man weiß, dass man, wenn man einmal mit Zucker anfängt, nicht mehr aufhören kann. Dann hilft es wohl eher nur, ganz damit aufzuhören. Was schwierig ist, weil einem Zucker ja in der Regel fast täglich über den Weg läuft. *
Oder man grenzt klar ein, auf welche konkreten süßen Produkte man total abfährt und nicht mehr aufhören kann davon zu essen.
Wenn ich mir z.B. eine größere Tüte M&M's kaufe, dann weiß ich, dass die noch am gleichen Tag leer ist, wenn ich sie aufmache. Daher kauf ich sie mir nicht mehr oder wenn ich mir mal eine Tüte kaufe, dann weiß ich genau, dass es so kommen wird. Dann leg ich sie entweder weg oder pack sie in den Einkaufswagen. Wenn ich sie kaufe, dann ist das eben so und ich akzeptier das inzwischen einfach. Und am nächsten Tag mach ich wieder normal weiter.
Das ist für mich aber mangelnde Impulskontrolle meinerseits.
Alternativ: Wenn ich mir an der Tanke oder der Kasse im Supermarkt am nächsten Tag einen kleinen Beutel von 45 g kaufe, dann ist der auch weg, aber die Menge an kcal ist überschaubar. Und danach muss ich nicht sofort wieder los, um mir dann mehr zu besorgen. Wenn es aus ist, ist es aus.
Das ist für mich aber eine klare Entscheidung, die ich da treffe.
Das ist bei körperlichen Suchtdruck anders. Jemand der raucht, drückt oder trinkt, wird auch noch nachts losziehen, um sich den notwendigen Stoff zu besorgen, wenn der Stoff ausgeht bzw. immer ausreichend Vorrat da haben.
* Am ehesten kann man das wohl mit z.B. Spielsucht vergleichen. Das ist ja auch eine nicht stoffgebundene Sucht, mit der man sich sein Leben ruinieren kann, die auch "nur" eine psychische Abhängigkeit verursacht.
** Gewohnheiten abzulegen ist übrigens gar nicht so ohne. Es gibt ein klassisches Beispiel aus der Suchtberatung: Beobachte mal, mit welchem Arm Du zuerst in den Ärmel einer Jacke schlüpfst. Wenn es der rechte Arm ist, dann probier mal, Dir das umzugewöhnen und ab jetzt immer mit dem linken Arm zuerst in die Jacke zu schlüpfen.
Du wirst zum einen feststellen, dass das eine ganze Weile dauert, bis Du Dich da umgewöhnt hast . Und dann, wenn Du in einer Situation, in der Du unter Druck stehst, dann eine Jacke anziehst, liegt die Wahrscheinlichkeit bei ca. 99 %, dass Du wieder mit dem Arm in den Ärmel schlüpfst, mit dem Du das Zeit Deines Lebens gemacht hast .
Also ich denke schon, dass Essen süchtig machen kann.
Es kann ja durchaus passieren, dass man in einen ähnlichen Teufelskreis rutscht, wie bei einer Alkohol- oder Drogensucht. Ich bin unglücklich, also esse ich was, weil ich mich damit besser fühle, kann aber nicht aufhören zu essen und fühle mich dann unglücklich, weil ich zu viel gegessen habe, also esse ich wieder, etc. etc. etc. Essen kann zur Droge werden um negative Gefühle zu betäuben, zu unterdrücken oder gar Schmerzen, egal ob psychische oder physische erträglicher zu machen.
Die Themen Zucker"sucht" und mangelnde Impulskontrolle sind da in meinen Augen noch einmal differenzierter zu betrachten.
Zitat von Sugargypsy im Beitrag #3 Das ist bei körperlichen Suchtdruck anders. Jemand der raucht, drückt oder trinkt, wird auch noch nachts losziehen, um sich den notwendigen Stoff zu besorgen, wenn der Stoff ausgeht bzw. immer ausreichend Vorrat da haben.
In meinen Augen hat Essen da durchaus Suchtpotential. Ich kannte (inzwischen passiert es nur noch extrem selten) es von mir zum Beispiel, dass ich manchmal so unglaublich Lust auf etwas Süßes habe, dass, wenn ich nichts im Haus habe, ich es durchaus so empfinde, dass ich die Wände hochgehen könnte oder in die Tischkante beißen, weil ich es JETZT unbedingt brauche. In schlimmen Phasen war dann da doch auch mal der Gedanke da, loszufahren, nur um die gewünschte Süßigkeit jetzt sofort zu bekommen. Ich denke schon, dass man da durchaus von Sucht sprechen kann.
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Zitat von Meira Sulie im Beitrag #4 Ich kannte (inzwischen passiert es nur noch extrem selten) es von mir zum Beispiel, dass ich manchmal so unglaublich Lust auf etwas Süßes habe, dass, wenn ich nichts im Haus habe, ich es durchaus so empfinde, dass ich die Wände hochgehen könnte oder in die Tischkante beißen, weil ich es JETZT unbedingt brauche. In schlimmen Phasen war dann da doch auch mal der Gedanke da, loszufahren, nur um die gewünschte Süßigkeit jetzt sofort zu bekommen. Ich denke schon, dass man da durchaus von Sucht sprechen kann.
Zitat von Sugargypsy im Beitrag #5 Bist Du denn losgefahren?
Nein, ich bin nicht losgefahren. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben. Das Thema Sucht ist ja in meiner Familie sehr weit verbreitet (Alkohol, Zigaretten, Gras, Schmerzmittel), ich habe in solchen Momenten immer versucht, mich an dem, was meine Therapeutin mir mal gesagt hatte, festzuhalten: Die Anfälligkeit für Suchtverhalten ist genetisch veranlagt. Wäre ich losgefahren und hätte diesem Verlangen nachgegeben, hätte das Essen bzw. die Sucht nach der Süßigkeit die Kontrolle bekommen. Soweit wollte ich es nie kommen lassen.
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Du bist nicht losgefahren! Du konntest Dein Verhalten kontrollieren! Du wolltest Dir die Blöße nicht geben.
Wäre es bei Dir eine Sucht, wär Dir das so was von egal gewesen ...
Deinen nahen oder entfernten Familienmitgliedern war das wohl eher egal, so wie Du das beschreibst . Dir nicht!
Sucht bedeutet Kontrollverlust.
Oder warum betteln und weinen Alkoholabhängige, damit man ihre Vorräte nicht in ein Spülbecken gießt? Oder warum prostituieren sich Frauen für den nächsten Schuss / brechen Drogenabhängige in Apotheken oder anderweitig ein, um sich entweder bestimmte Medikamente zu erbeuten oder Geld? **
Bezüglich Rauchen hab ich noch ein weiteres Beispiel, das allerdings sehr weit zurückreicht, aber bei mir immer noch sehr präsent ist: Bei uns in der Großeltern-Familie gab es ein kinderloses Ehepaar namens Günzl...., die der feineren Gesellschaftsschicht angehörten - schon in den Jahren des 2. Weltkriegs. Die beide waren super nett und freundlich, wurden aber immer nur mit "Sie" angesprochen (auch von meinen Großeltern, obwohl das die engsten Freunde waren) und diese Vornehmheit war den beiden trotz aller Freundlichkeit immer "irgendwie" wichtig .
Die beiden waren Zeit ihres Lebens Raucher.
Und so fein sie waren, wurde über die Jahre immer wieder gern die Geschichte erzählt, dass die beiden immer wieder beobachtet wurden, dass sie damals die nur halbabgerauchten und ausgetretenen Zigaretten der amerikanischen GI's von den Straßen aufsammelten und fertig rauchten, weil sie nicht das Geld hatten, sich selbst Zigaretten zu kaufen.
Das ist Sucht!
Du hast Dich - vermutlich aufgrund der vorgelebten Erfahrungen in Deiner Familie - schon rechtzeitig für einen anderen Weg entschieden. Denn niemand entscheidet sich freiwillig für Sucht. Gut für Dich !
** Zugegeben, wäre Zucker eine legale Droge, könnte man diese aktuell zu geringen Preisen und überall erhalten. Daher sind so drastische Maßnahmen nicht notwendig. Aber da Zuckerentzug keine körperliche Auswirkungen hat, sondern "nur" psychische, könnte man im Notfall trotzdem darauf verzichten - ohne handlungsunfähig zu werden.
Ich möchte da Meira Sulie zustimmen, dass Essen auch eine starke psychische Komponente haben kann. Dafür ist es wichtig genau zu analysieren, in welchen Situationen man das Verlangen (meist nach Ungesundem) hat. Häufig sind psychischer Stress oder Traurigkeit Auslöser eines solchen Anfalls. Sowas kann z. Bsp. Auf Erfahrungen in der Kindheit beruhen, wenn Essen als Tröster bzw. In Kombination mit Zuneigung/Aufmerksamkeit - also positiven Gefühlen - eingesetzt wurde. Andere Hirne wiederum nutzen das Essen als Stimulation bei Über-oder Unterforderung (bei zu wenigen oder zu vielen Sinneseindrücken).
Deshalb würde ich dir empfehlen: Nutz die nächsten Tage und beobachte dich: in welchen Situationen greifst du zu ungesundem Essen, wie geht es dir dabei? Wie geht es dir mit einer gesunden Alternative, z. Bsp. Rohkost?
Zitat von Sugargypsy im Beitrag #3Eine eindeutige Antwort darauf ist schwierig zu geben, denn typische Suchtmittel wie Alkohol, Zigaretten, Heroin, Crack etc. benötigt man nicht zum Überleben. Bei einem Entzug kann es zu körperlichen Entzugsreaktionen wie Zittern, Kopfweh, Schweißausbrüche kommen, wenn man nicht nur psychisch sondern auch körperlich davon abhängig ist
Körperliche Abhängigkeit im Zusammenhang mit Zucker / Nahrung gibt es nicht, da man Nahrung zum Überleben benötigt und mir sind auch keine körperlichen Reaktionen bekannt, die auftreten, wenn man von einem Tag auf den anderen keinen Zucker mehr isst. Denn der Körper kann Zucker auch aus Eiweiß oder Fett synthetisieren. Unser Gehirn z.B. benötigt für die Denkarbeit den Einfachzucker Glucose, Glucose kann durch nichts ersetzt werden.
Ob es psychische Abhängigkeit gibt? Wo man da die Grenze zwischen Sucht oder Gewohnheit** zieht, weiß ich nicht wirklich. Die Frage für mich wär allerdings, ob es so wirklich wichtig ist, da einen Unterschied zu machen, wenn man weiß, dass man, wenn man einmal mit Zucker anfängt, nicht mehr aufhören kann. Dann hilft es wohl eher nur, ganz damit aufzuhören. Was schwierig ist, weil einem Zucker ja in der Regel fast täglich über den Weg läuft. *
Oder man grenzt klar ein, auf welche konkreten süßen Produkte man total abfährt und nicht mehr aufhören kann davon zu essen.
Wenn ich mir z.B. eine größere Tüte M&M's kaufe, dann weiß ich, dass die noch am gleichen Tag leer ist, wenn ich sie aufmache. Daher kauf ich sie mir nicht mehr oder wenn ich mir mal eine Tüte kaufe, dann weiß ich genau, dass es so kommen wird. Dann leg ich sie entweder weg oder pack sie in den Einkaufswagen. Wenn ich sie kaufe, dann ist das eben so und ich akzeptier das inzwischen einfach. Und am nächsten Tag mach ich wieder normal weiter.
Das ist für mich aber mangelnde Impulskontrolle meinerseits.
Alternativ: Wenn ich mir an der Tanke oder der Kasse im Supermarkt am nächsten Tag einen kleinen Beutel von 45 g kaufe, dann ist der auch weg, aber die Menge an kcal ist überschaubar. Und danach muss ich nicht sofort wieder los, um mir dann mehr zu besorgen. Wenn es aus ist, ist es aus.
Das ist für mich aber eine klare Entscheidung, die ich da treffe.
Das ist bei körperlichen Suchtdruck anders. Jemand der raucht, drückt oder trinkt, wird auch noch nachts losziehen, um sich den notwendigen Stoff zu besorgen, wenn der Stoff ausgeht bzw. immer ausreichend Vorrat da haben.
* Am ehesten kann man das wohl mit z.B. Spielsucht vergleichen. Das ist ja auch eine nicht stoffgebundene Sucht, mit der man sich sein Leben ruinieren kann, die auch "nur" eine psychische Abhängigkeit verursacht.
** Gewohnheiten abzulegen ist übrigens gar nicht so ohne. Es gibt ein klassisches Beispiel aus der Suchtberatung: Beobachte mal, mit welchem Arm Du zuerst in den Ärmel einer Jacke schlüpfst. Wenn es der rechte Arm ist, dann probier mal, Dir das umzugewöhnen und ab jetzt immer mit dem linken Arm zuerst in die Jacke zu schlüpfen.
Du wirst zum einen feststellen, dass das eine ganze Weile dauert, bis Du Dich da umgewöhnt hast . Und dann, wenn Du in einer Situation, in der Du unter Druck stehst, dann eine Jacke anziehst, liegt die Wahrscheinlichkeit bei ca. 99 %, dass Du wieder mit dem Arm in den Ärmel schlüpfst, mit dem Du das Zeit Deines Lebens gemacht hast .
Also ich habe schon gelesen dass es beim Zuckerentzug zu Kopfschmerzen Depressiver stimmung usw kommen kann.....
Aber macht es wirklich einen Unterschied, ob es eine Sucht oder eine schlechte Angewohnheit ist? In jedem Fall muss man etwas dagegen unternehmen - und in beiden Fällen sieht die "Behandlung" ziemlich gleich aus. Egal, ob im Falle einer Sucht evtl. mit einem Psychologen oder bei der schlechten Angewohnheit einfach mit sich selber.
Ich bin der Held im Analysieren der betreffenden Situationen. Kann sie eins zu eins genau benennen. Oft gelingt es mir, im Vorfeld schon zu wissen, wann der Drang kommt. Aber es klappt halt nicht immer, da gegen zu steuern. Mir hilft noch am besten, wenn ich mich mir selber vorführe, da muss ich dann manchmal über mich selber lachen. Manchmal aber greife ich dann ganz bewusst zu was Süßem. Einfach weil ich zu faul bin, anders an mir zu arbeiten.
Meine Patentlösung war bisher, das Naschen einfach ganz sein zu lassen. Nach ein paar harten Wochen fällt es mir ganz leicht.
Ich finde die Definition auch schwierig. Ab wann ist die Sucht eine Sucht? Wenn die Gedanken ständig um die Süßigkeiten kreisen? Man einen großen Drang hat, jetzt sofort etwas Süßes zu essen ? Wenn man immer mehr Anstrengungen unternehmen muss, um diesem Drang zu widerstehen? Wenn sich der Konsum ständig steigert bis zu einem Maß, bei dem "Normalos" nur noch ungläubig zusehen können?
All das sind klassische Anzeichen einer Sucht und ja, ich bin süchtig.
Allerdings leide ich mit keinerlei körperlichen Symptomen, wenn ich mir das Suchtmittel selbst wieder entziehe. Oder doch? Gelenkschmerzen werden deutlich weniger, ich fühle mich schnell fitter und besser. Also hab ich vorher doch körperliche Symptome gehabt, sie aber in meinem Rausch nicht so deutlich wahrgenommen.
Unter schlechter Gewohnheit bezeichne ich, dass ich es mir nicht angewöhnen kann, schon abends das hinterlassene Kuddelmuddel auf dem Sofa aufzuräumen . Sucht ist in meiner Definition eine deutliche Steigerung dazu.
Letzten Endes muss es jeder für sich definieren, aber das Wort Sucht oder schlechte Gewohnheit genutzt wird
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun
Beim Thema Sucht sollte man nicht außer Augen lassen, dass man noch als süchtig gilt, auch wenn man die "Droge" nicht mehr zu sich nimmt oder es schafft, dem Verlangen nicht nachzugeben. So bezeichnen sich trockene Alkoholiker ja auch noch als Alkoholiker, auch wenn sie nicht mehr trinken. Also kann man meiner Meinung nach das Naschen etc auch als Sucht einstufen und auch ruhig so benennen. Mir hilft das, weil ich dadurch weiß, dass ich wahrscheinlich nie ohne irgendeine Art von Kontrolle in Bezug auf das Essen auskommen werde. Ich denke, allein die Kombi aus Zucker und Fett wird für mich immer ein körperlicher Trigger bleiben, selbst wenn ich alles drum herum im Griff haben sollte.
Es gibt übrigens auch verschiedene Suchttypen, das habe ich mal beim Thema Alkohol gelesen. Z.B. den Spiegeltrinker, der immer einen gewissen Pegel halte muss oder den Quartalstrinker, der nur alle paar Monate eskaliert usw. Ich hab das grad nochmal gegooglet und fand es durchaus interessant, mein Essverhalten darauf zu übertragen .
Wenn es jemand genauer interessiert: Es gibt online eine Doktorarbeit, die sich mit der Frage auseinandersetzt, ob eine Ess-Störung (Kompensation von Defiziten bzw. psychischen Stressituationen durch kontrolliertes Essen wie bei Anorexie, Bulimie oder Kontrollverlust durch exzessives Essen) eine Sucht ist.
Folgende Hypothesen wurden darin überprüft:
Zitat1. Essstörungen und Suchterkrankungen sind eigenständige Krankheitsbilder, die in keinem speziellen Zusammenhang stehen. Es existiert lediglich eine „Schnittmenge“ von Patientinnen mit beiden Erkrankungen.
2. Essstörungen und Suchterkrankungen bedingen sich gegenseitig. Wenn eine Patientin an einer Essstörung leidet, kann sich auf dieser Basis eine Suchterkrankung ausbilden.
3. Essstörungen sind eine Suchterkrankung.
4. Essstörungen und Sucht liegt ein übergeordnetes Syndrom zugrunde, z. B. eine Persönlichkeitsstörung oder eine Depression. Das heißt die Essstörung oder die Sucht sind nur Symptome oder Ausprägungen der zugrunde liegenden Krankheit.
Ergebnis der Doktorarbeit war:
ZitatIn den letzten Jahren wurde von vielen Autoren beschrieben, dass Essstörungen und Sucht häufig gemeinsam auftreten. Einige Autoren stellten aufgrund dieser Komorbidität und weiterer beobachteter Ähnlichkeiten der beiden Erkrankungen die Hypothese auf, dass es sich bei Essstörungen um Suchterkrankungen handelt. In dieser Arbeit werden die Suchthypothese überprüft und alternative Erklärungen für die Komorbidität vorgestellt.
Dazu wurde die Literatur der letzten Jahrzehnte zum Thema systematisch ausgewertet. Die Untersuchung der Literatur basiert auf den gängigen Definitionen für Essstörungen und Suchterkrankungen nach DSM-IV und ICD-10. Anhand der Aspekte Komorbidität, Endokrinologie, Pharmakotherapie und auf dem Suchtmodell basierenden Therapien wurde jeweils das für und wider der Suchthypothese erläutert.
Es konnte nachgewiesen werden, dass die Indizien für die Suchthypothese häufig auf oberflächlichen Ähnlichkeiten basieren und einer eingehenderen wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalten. Weder die endokrinologischen Befunde noch die Ergebnisse der Pharmakotherapie können als ausreichende Beweise angesehen werden. Es konnte gezeigt werden, dass die auf dem Suchtmodell basierenden Therapien keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage haben.
Essstörungen müssen weiterhin als eigenständige Krankheitsbilder betrachtet werden, wie sie im DSM-IV klassifiziert sind.
Würde der Threadtitel lauten, ob mein zeitweiliger Süßigkeitenkonsum Sucht oder eine Essstörung ist, dann würde ich mich auch eher in die 2. Gruppe einordnen. ABer schlechte Gewohnheit reicht mir dafür nicht. Letzten Endes ist es ja auch egal, welchen Namen das Kind hat, man muss sich des Problems bewusst werden, dann kann man besser handeln.
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun